Am besten ist es, wenn Hunde sowohl an ein Halsband als auch an ein Geschirr gewöhnt werden. Es kann durchaus einmal sein, auch wenn man sonst ein Brustgeschirr benutzt, dass man durch Krankheit oder eine Operation des Hundes gezwungen ist, diesen am Halsband zu führen, da die Teile des Geschirres auf eine Naht oder empfindliche Stelle drücken würden.
Ich sichere meine Hündin gerne an Halsband und Leine, wenn ich ihr nach dem Baden das nasse Geschirr ausziehen und den Bademantel anziehen muss, und wir an einer befahrenen Straße geparkt haben oder wenn ich ihr auf einer Wanderung in wildreichem Gebiet einen Mantel aus- oder anziehen muss. Auch im Urlaub mit mehreren Hunden, die sonst nicht miteinander leben, hat jeder Hund in Ferienhaus, -wohnung oder Garten ein Halsband an, so dass man schnell einmal einen Hund festhalten kann, sollte es nötig sein. Wenn wir nur zum Trainingsgelände oder ins Büro fahren, wo sie abgeleint wird oder ich auf einem Spaziergang eh direkt in den Freilauf entlasse, kann auch das mal mit Halsband und kurzer Führleine passieren, obwohl ich meistens schon aus Gewohnheit zum Geschirr greife.
Ist der Hund sehr gut leinenführig, zieht also nicht an der Leine, und kommt so kein Druck auf den Hundehals, ist ein Führen des Hundes am Halsband absolut vertretbar. Geht der Hund allerdings beim Anblick einer Katze in die Leine, so dass ein plötzlicher Ruck durch das Halsband auf den Hals des Hundes einwirkt, ist dies allein schon aus gesundheitlichen Gründen zu überdenken.
Die meisten Halsbänder sind schlicht zu dünn. Der gesamte Druck trifft also auf einen einzigen Halswirbelkörper. Dieser kann der Belastung, vor allem auf Dauer, nicht standhalten und wird in Mitleidenschaft gezogen. Aber auch bei breiten Halsbändern, bei denen der Druck dann auf zwei Wirbelkörper verteilt wird, wird das weichere Gewebe wie Haut, Muskeln, Sehnen und Bänder, der Kehlkopf sowie die Luftröhre gequetscht. Allein schon dadurch verursachte schmerzhafte Verspannungen können auch auf den übrigen Hundekörper Auswirkungen haben und bei häufiger Wiederholung auch zu dauerhaften Schäden führen. Hunde verstecken meist ihre Schmerzen gekonnt, so dass hier erst spät Auswirkungen wirklich auffallen.
In einer Situation wie der beschriebenen Reaktion auf eine Katze hat der Hund eh schon Stress und durch schmerzhaften Druck auf den Hals wird dieser nur gesteigert. Eventuell verknüpft der Hund sogar das Auftauchen einer Katze mit dem anschließenden Schmerz und Stress, was bei zukünftigen Katzensichtungen die Reaktion des Hundes auf diese festigt.
Wie sollte ein Geschirr sitzen?
Der Vorteil eines gutsitzenden Brustgeschirres ist die Druckverteilung auf nicht nur eine Stelle wie beim Halsband, sondern flächiger auf mehrere Körperstellen des Hundes.
Hier sollte darauf geachtet werden, dass sich der Teil des Geschirres, der vorne auf der Brust des Hundes aufliegt, nicht über dem Brustbeinknochen befindet, sondern ein kleines Stück darunter. Man kann beim Betasten der Brust des Hundes leicht einen hervortretenden Knochen, den Brustbeinanfang, fühlen. Das Geschirr sollte unter Zug so sitzen, dass wenn man vom Hundehals bis zum Halsgurt streicht noch einen kleinen Teil des Knochens unter der Haut spürt. Sitzt das Geschirr an Brust und Hals so weit oben, dass man nichts fühlt, bekommt der empfindliche Hals des Hundes auch weiterhin Druck ab.
Des Weiteren ist darauf zu achten, dass der seitlich sitzende Bauchgurt, meist befinden sich hier Schnallen, so weit hinten am Hundekörper sitzt, dass die Vorderläufe in Bewegung nicht an die Gurte kommen und hier Bewegungsfreiheit herrscht. Man sagt, es sollte eine Handbreit Platz zwischen dem Vorderlauf und dem Brustgurt liegen. Bei kleinen Hunden dann eine entsprechend kleine Kinderhand.
Die Gurte sollten nicht hinter den Rippen enden und in die Weichteile des Hundes drücken, sondern optimalerweise auf den letzten Rippen des Hundes liegen.
Auch darf der Bauchgurt nicht in die Weichteile wie den Magen des Hundes drücken. Der Gurt sollte hier noch auf den Rippen aufliegen.
Bei Y-Geschirren kann sich die Schulter des Hundes frei bewegen. Norwegergeschirre lassen keine Schulterfreiheit zu und sind demnach ungeeignet. Absolut ungeeignet sind natürlich solche Geschirre, die sich auf Zug zuziehen, so genannte Erziehungsgeschirre. Durch die äußerst schmerzhafte Einwirkung auf empfindliche Nervenbahnen in der Achsel der Hunde ist deren Gebrauch tierschutzwidrig.
Optimal ist es, wenn das Geschirr gepolstert und trotzdem noch leicht ist.
Wir empfehlen gerne Y-Brustgeschirre von Anny x, Dogfellow, Petlando oder ähnlich gearbeitete Geschirre.
Falls das Geschirr auch vorne an der Brust des Hundes einen Ring zum Befestigen der Leine aufweist, sollte hier nicht dauerhaft eingehakt werden, da sich das Geschirr auf Zug meist so verzieht, dass schmerzhafter Druck durch den Gurt in eine Achsel entstehen kann.
Schleppleine immer nur in Verbindung mit einem Geschirr!
Wird eine Schleppleine genutzt, sollte diese immer nur am Geschirr befestigt werden, nie am Halsband. Kann hier der Hund durch die Länge der Schleppleine Geschwindigkeit aufnehmen, bevor das Leinenende erreicht ist, vergrößert sich der Druck auf den Hals enorm und gesundheitliche Schäden sind vorprogrammiert. Auch beim Tragen eines Geschirres lässt sich hier ein spürbarer Druck auf die Hundebrust nicht gänzlich vermeiden, daher empfehlen wir das Einführen eines sogenannten Leinenendesignals, um den Hund immer vorzuwarnen, dass er gleich aufgrund des Leinenendes gestoppt wird. Hat man das Leinenendesignal etabliert, sieht es auch toll aus, wenn man dem Hund, der gerade Fahrt aufnimmt, ein „Langsam!“ zuruft und dieser tatsächlich langsamer wird!
Rutscht das Geschirr des Hundes in Verbindung mit Schleppleine und Co. stark, ist hier der sogenannte geteilte Bruststeg empfehlenswert, der bei Hunden mit tiefem Brustkorb diesen optimal umschließt.
Warum also gegen ein Geschirr?
Wer die mangelnde Einwirkung auf den Hund mit einem Brustgeschirr anstatt eines Halsbandes beklagt, dem sei gesagt, dass diese schmerzhafte Einwirkung wirklich nicht erwünscht ist. Wir helfen gerne zum Thema Leinenführigkeit und bei sehr schweren Hunden können auch vorübergehende Hilfsmittel wie ein Halti sinnvoll sein, dieses muss aber ebenfalls gut unter fachkundiger Anleitung auftrainiert werden.
Hier läuft nix ohne Training…
Auch das Anziehen des Geschirrs sollte anfänglich geübt werden. Meist reicht es, den Hund mit einem Leckerchen durch die Halsöffnung zu locken. Wir kündigen auch gerne das An- und Ableinen an und üben so, dass die Hunde schön stillhalten, bis die Leine befestigt oder gelöst wurde. Auch sind die Hunde vorbereitet, wenn über sie gegriffen wird, gerade bei Welpen und kleinen Hunden wichtig, damit sie dies nie negativ verknüpfen und in Zukunft lieber ausweichen und sich so schwerer an- und ableinen lassen.
Was also jetzt, Halsband oder Geschirr?
Grundsätzlich bevorzugen wir das Tragen eines gut sitzenden Brustgeschirres, zumindest bis der Hund wirklich sehr gut leinenführig ist.
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