Woran erkenne ich gewaltfreies Hundetraining?
Was bedeutet eigentlich gewaltfreies Hundetraining? Oft reden wir darüber, aber meinen wir dasselbe? Dass damit gemeint ist, Starkzwangmittel wie
Stromhalsbänder (Teletakt), Stachelwürger, Zughalsbänder ohne Stopp und andere Hilfsmittel für strafbasiertes Training wegzulassen, ergibt sich
noch. Diese sind mittlerweile auch als tierschutzwidrig eingestuft und deren Anwendung (nicht Erwerb) ist verboten.
Wie trainieren wir denn dann?
Wir trainieren nach den neuesten verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen.
Jedes Hundetraining basiert auf den Lerngesetzten, egal ob dies bewusst oder unbewusst geschieht, sonst würde es gar nicht
funktionieren. Lies hier das Wichtigste zur Lerntheorie.
Wie passt die positive Verstärkung bei unerwünschtem Verhalten?
Für den Hund lohnenswerte Verhaltensweisen werden häufiger gezeigt als nicht lohnenswerte Verhaltensweisen. Du kannst mit deiner Reaktion auf von
deinem Hund gezeigte Verhaltensweisen also beeinflussen, ob dein Hund bestimmtes Verhalten häufiger zeigt, indem du beispielsweise erwünschtes
Verhalten verstärkst, indem du es belohnst oder unerwünschtes Verhalten ignorierst und somit nicht verstärkst. Unerwünschtes Verhalten sollte vom
Hund nicht weiter „geübt“ werden, so dass hier Management betrieben werden kann, damit das unerwünschte Verhalten verhindert wird.
Auch kannst du deinem Hund bei unerwünschtem Verhalten eine Lösung bieten, indem du ihm ein Alternativverhalten aufzeigst, das wiederum von dir
verstärkt wird. Strafe wie Leinenruck oder Schimpfen bei unerwünschtem Verhalten erzeugt beim Hund nicht nur Stress und mindert das Vertrauen in
seinen Menschen, sondern müsste, um effektiv zu sein, auch sehr konsequent wirklich immer auf genau das unerwünschte Verhalten folgen. Falls nicht,
wird das Verhalten nur resistenter (gegen Löschen). Somit ist es doch für Hund und Mensch viel lohnenswerter, einfach das erwünschte Verhalten oder
Alternativverhalten zu verstärken.
Was machen wir so alles?
Wir trainieren ganzheitlich, modern, wissenschaftlich basiert und ethisch bedacht.
Der Fokus liegt auf Erfolg, Spaß und einer tollen gemeinsamen Zeit. Wir pflegen einen freundlichen Umgang mit Hunden und Menschen und gehen
respektvoll mit ihnen um. Wir möchten entspannte Hunde und Menschen.
Uns ist ein bedürfnisorientierter Umgang in Alltag und Training wichtig.
Wir belohnen unsere Hunde für erwünschtes Verhalten. Wir trainieren mit Belohnungen wie Futter, Lob, Spiel, Umweltbelohnungen und vielem mehr. Wir
setzten Grenzen gewaltfrei.
Wir üben uns in Empathie. Wir setzen auf Freiwilligkeit und Kooperation.
Wir sorgen mit kleinschrittigem Übungsaufbau für erfolgreiches Training.
Wir wollen die Emotionen der Hunde beachten, daher beschäftigen wir uns mit der Körpersprache der Hunde. Wir helfen Hunden im Umgang mit ihrem
Frust.
Wir fragen uns bei unerwünschtem Verhalten, bei Angst- und Aggressionsverhalten, was die Ursache dafür ist. Wir achten auf Gesundheit, Ernährung und körperliches Wohlbefinden der Hunde.
Was wir nicht machen.
Wir unterbrechen unerwünschtes Verhalten nicht mit Schmerz- und/oder Schreckreizen. Bei uns findet man keine Leinenrucke (Leinenimpuls), kein
scharf ausgesprochenes „Nein!“, kein Anzischen des Hundes, kein körperliches Bedrängen oder Übergriffigkeit und somit Einschüchtern der Hunde, es
fliegen keine Gegenstände nach dem Hund (Wurf-Discs, Wurfketten, Rappeldosen und Schlüssel). Wir verwenden kein Wasser aus Spritzpistolen oder
Eimern. Wir erzeugen kein lautes Geräusch, in dem wir einen Napf gegen die Metallringe einer Führleine schlagen. Wir hauen nicht mit einer Leine
auf Hunde oder drücken das Hinterteil des Hundes runter, wenn er nicht sitzen will.
Wir verwenden keine zu dünnen Halsbänder, die auf den empfindlichen Hals einwirken.
Wir empfehlen keine Sprüh-, Anti-Bell-Halsbänder oder Erziehungsgeschirre. Wir befestigen Schleppleinen oder Flexi-Leinen nicht am Halsband oder am
Halti (Kopfhalfter).
Wir stupsen Hunde nicht mit zwei Fingern in die Rippen an, schütteln sie nicht im Nackenfell, werfen die nicht um und legen sie auf den Rücken
(Alpharolle), wenden keinen Schnauzengriff an oder schubsen sie weg, um sie zu „korrigieren“.
Wir enthalten Hunden kein Wasser oder Futter vor, lehnen ausschließliche Handfütterung oder ausschließliche Fütterung aus dem Futterdummy ab.
Wir ignorieren Hunde nicht über längere Zeit.
Wir lassen Hunde nichts unter sich klären, erst recht keine Welpen (Raufergruppen, Welpenspielgruppen).
Wir beschönigen aversive Methoden nicht und wenden diese auch nicht im Notfall oder Ausnahmefall an. Wir clickern nicht nur zum Spaß, für Tricks
oder beim Hundesport und wenden dann ansonsten strafbasiertes Training an.
Warum eigentlich?
Zum einen, weil man einem Tier nicht ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf (§ 1 Satz 2 Tierschutzgesetz). Es gibt nun
einmal sehr viele Möglichkeiten und Trainingswege, einem Tier ein Verhalten gewaltfrei beizubringen, so dass es keinen vernünftigen Grund gibt, es
nicht zu tun!
Ich persönlich möchte mich bei meinem Hund lieber als angenehm verknüpft sehen. Zum einen ist mein Hund Teil meiner Familie, ein Sozialpartner in
unserer lustigen Gruppe von zusammenlebenden Menschen, Hunden und Katzen. Meine Familienmitglieder haben bei mir einen besonderen Status und werden
von mir besonders gut behandelt und auch ich werde von ihnen ebenfalls sehr beachtet und bin hoch angesehen. Wir sind uns gegenseitig wichtig.
Ich möchte, dass mein Hund in bestimmten Situationen, erst recht in Extremsituationen, nie Angst hat zu mir zu kommen. Mein Hund soll sich
vertrauensvoll mir zuwenden, Schutz suchen und meine Hilfe erwarten.
Ab jetzt also gewaltfrei?
Entscheide dich für wirklich gewaltfreies Hundetraining und einen gewaltfreien Umgang mit deinem Hund. Genau das möchten wir dir bei tierisch
menschlich! weitergeben!
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